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Salpetererstein

Salpeterer-Gedenkstein

Der Gedenkstein erinnert an die Aufstände der Salpeterer, die im 18. Jhd. als Widerstand gegen das Machtstreben der Mönche des Klosters St. Blasien begannen. Kaiserin Maria-Theresia ordnete zur Befriedung des Hauensteiner Landes an, die 27 Rädelsführer und deren Familien nach Siebenbürgen zu deportieren und ihnen dort die Chance zu geben, eine neue Existenz aufzubauen.

Insgesamt wurden am 16. Oktober 1755 zunächst 132 Personen auf Leiterwagen nach Günzburg verbracht und von dort mit den Ulmer Schachteln donauabwärts transportiert. (Die Ulmer Schachtel war ein Bootstyp, der seit dem Mittelalter auf der Donau der Waren-, Passagier- und Truppenbeförderung diente und nur stromaufwärts zum Einsatz kam.) Nur 103 Personen haben die beschwerrliche Reise überlebt und kamen lebend an. Sie erhielten Land zum Urbarmachen in den Sümpfen des Banates. Nach dem II. Weltkrieg wurden die Deutschen von den Rumänen wieder verjagt.

Salpeterer

Seit dem späten Mittelalter wurde Salpeter zur Herstellung von Schwarzpulver verwendet. Eine nachgebaute Salpetersiederei kann im Görwihler Heimatmuseum besichtigt werden Sie erinnert an das längst ausgestorbene Handwerk des Salpetersammelns und -siedens. Salpeter wurde händisch von den Wänden der Ställe und Dunggruben abgekratzt und dann in der heimischen Werkstatt über verschiedene Prozesse des Siedens in Kristall umgewandelt. Dieses alte Handwerk starb aus, als zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kali-Salpeter aus Chile in großen Mengen importiert wurde.

Salpetererunruhen

In der "Grafschaft Hauenstein", einem Verwaltungsbezirk des ehemaligen Vorderösterreich, gab es damals noch, also im Jahre 1725, als die Unruhen begannen, eine Besonderheit in den absolutistisch regierten deutschen Staaten. Hier hatte sich eine Schicht "freier" Bauern erhalten, die sich direkt und ausschließlich dem habsburgischen Kaiserhaus zugehörig wussten. Und es gab seit dem Mittelalter eine bäuerliche Selbstverwaltung auf dem "Wald", wie damals der südliche Schwarzwald kurz genannt wurde. In acht "Einungen", hatten zum Beispiel alle männlichen Einwohner das Recht, ihre Vertreter, die "Einungsmeister", selbst zu wählen und diese wiederum besaßen eigene Rechte und Pflichten. Ihr "Redmann", das war der jeweils gewählte Sprecher der Einungsmeister, saß sogar als Vertreter der Hauensteiner Einungen bzw. der "Landschaft" neben den Städten und dem Adel mit Sitz und Stimme bei den Breisgauer Ständen in Freiburg.

Die direkte Unterstellung unter das Kaiserhaus, das im Verwaltungsbezirk "Grafschaft Hauenstein" durch den in Waldshut ansässigen Waldvogt vor Ort vertreten war, und die Einungsverfassung waren die zentralen Inhalte der Freiheit, für deren ungeschmälerten Erhalt sich die Bauern einsetzten. Sowohl die Herausbildung dieser Freiheiten als auch deren Ausgestaltung hatte mit jenen Freiheiten, die die Stedinger an der Unterweser (im dreizehnten Jahrhundert), die Friesen oder die Dithmarschen (im sechszehnten Jahrhundert) in harten Kämpfen verteidigten und dabei ganz oder teilweise verloren, wenig zu tun. Dennoch sind die Freiheiten von niedersächsischen, bayerischen und der schwäbisch-alemannischen Bauern im Südschwarzwald und in den Alpenregionen vergleichbar, wenn daran erinnert wird, dass sie sie von den jeweiligen Landesherren für besondere Leistungen erhielten: für Land, das dem Meer oder dem Wald abgerungen wurde, oder Freiheiten, die sie sich bewahrten, weil sie in den unwirtlichen Alpentälern siedelten und Alpenübergänge ermöglichen halfen.

Auch für die freien Bauern und die bäuerliche Selbstverwaltung in unserer südwestlichen Schwarzwaldregion sind die Freiheiten, die sie sich bis ins achtzehnte Jahrhundert hinein bewahrten, als Dank für Rodungsleistungen aus dem zwölften und dreizehnten Jahrhundert zu betrachten.


Quelle: Dr. Joachim Rumpf, 79733 Görwihl

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